Substrat und Superstrat
Superstratbeispiele
Die wichtigsten Superstrate für das Altfranzösische sind Germanisch und Fränkisch (Franken > Frankreich). Die Wörter Garten und jardin sind fränkische Wörter, jedoch ist das italienische Wort giardino nicht direkt vom Fränkischen, sondern über Umwege über das Französische übernommen worden, da es im Italienischen die Palatalisierung (g > gi) eigentlich nicht gibt.
Im phonetischen Bereich gibt es einige Merkmale für fränkischen Superstrateinfluss:
  1. Das für das Französische typische h aspiré kommt ursprünglich aus dem Fränkischen. Setzt man normalerweise ein Apostroph, wenn zwei Vokale aufeinandertreffen (l'homme), so muss man bei den ehemals keltischen Wörtern die normale Schreibung beibehalten (le harengs).
  2. Die französische Vorsilbe gu- stammt ebenfalls aus dem Fränkischen und war ursprünglich ein w.
fränkisch werra frz. guerre (vgl. deutsch Wirren)
fränkisch wahta frz: guetter
  1. Neue Prä- und Suffixe wurden eingeführt: -ard (Bsp.: vieillard) und més- (Bsp.: mésalliance, mépris).

Aber auch der germanische Superstrateinfluss war recht hoch:
  1. Das Setzen der Pronomen wurde durch das Germanische im Französischen obligatorisch. Das Französische ist die einzige romanische Sprache, in der die Pronomen gesetzt werden müssen (je dis anstatt dis).
  2. Das 2-Kasus-System wurde beibehalten.
  3. Die lateinischen Demonstrativpronomen hic, ille und iste wurden reduziert. Im Französischen gibt es heute nur noch zwei, nämlich ceci (aus altfrz. ciste < iste) und cela (aus altfrz. cil < ille).
  4. In nominalen Zusammensetzungen wurde das Adjektiv vorangestellt, vor allem in Nordfrankreich, da dort der Superstrateinfluss besonders groß war: Neuville, Francheville.
    In Südfrankreich war dieser Einfluss nicht so groß, und man findet dort auch Städtenamen wie Villeneuve, Villefranche.

Für weitere Beispiele siehe: Weitere Beispiele für fränkische Superstratwörter
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