Die Deklinationen im Vulgärlatein Die Deklinationen des Vulgärlateins |
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Im VL gab es nur noch 3 Deklinationen (KL: 5) und 2 Kasus. Die männlichen Namenwörter wurden wie folgt dekliniert: | ||
Singular | Plural | |
KL Nominativ | murus | muri |
KL Akkusativ | murum | muros |
Afrz. Rektus | li murs | li mur |
Afrz. Obliquus | le mur | les murs |
Nun stellt sich aber die Frage, warum (ausgehend von caelum) das afrz. Wort li ciels ein s besaß, obwohl im Lateinischen keines vorhanden war. Dies lässt sich mit dem Phänomen der Analogie beschreiben. Da das VL bestrebt war, das sehr komplizierte lateinische Sprachsystem zu vereinfachen, wollte man keine extra Deklination für die Neutra aus dem KL (die es ja im VL im Grunde eh nicht mehr gab), sondern bildete die Formen analog zu einer schon vorhandenen Deklination, in diesem Fall der männlichen. Auch die Maskulina des KL, die nicht auf -us geendet hatten, bekamen die normale Kasusendung des VL. So findet man für Vater im VL pere und pers, obwohl das klassisch-lateinische pater kein s besaß. Mit Hilfe der Analogie lässt sich auch das i in suis, der Form der ersten Person Präsens von essere, erklären. Das KL besaß in seiner Form kein i (sum), allerdings hat sich die Form habeo des Verbs habere zu aio weiterentwickelt, und wegen diesem i hat man auch suis das i hinzugefügt. Die weibliche Deklination ist sogar noch einfacher als die männliche: |
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Singular | Plural | |
KL Nominativ | rosa | rosae |
KL Akkusativ | rosam | rosas |
Afrz. Rektus + Obliquus | la rose | les roses |
Wie man sieht, besaß das VL für die weibliche Deklination nur eine Form für Rektus und Obliquus. Auch hier gilt, dass die Substantive, die nicht auf -a endeten (wie mater), analog die gleichen Endungen bekamen (mere, meres). |
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