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Standardvarietäten des Spanischen Genus und Numerus |
Vergleicht man das peninsulare mit dem lateinamerikanischen Spanisch, so fällt auf, dass es in letzterem zu Umbildungen bei Genus und Numerus der Substantive kommt. Dies ist besonders auffällig bei Neologismen; Spanien legt mehr Wert auf die grammatische Komponente, Lateinamerika auf die semantische Kongruenz. So sagt man in Spanien z. B. la señora presidente, die in Südamerika zu la presidenta wird. Jedoch gilt diese Erscheinung nicht ausschließlich für Neologismen, sondern auch allgemein für Tier- und Personenbezeichnungen: la clienta, el maquinisto, la tigra, el ovejo. Des Weiteren kommt es auch zu Schwankungen bei der Wahl des Geschlechts, worin man möglicherweise einen Genuswechsel sehen muss: el dinamo ~ la dinamo, el radio ~ la radio. Im Bereich der Pluralveränderungen muss als bedeutsamste diejenige herausgegriffen werden, die ein neues Morphem in die Sprache eingeführt hat, das in Ländern mit aspiriertem End-s oder totalem Ausfall dieses -s auftritt. Dazu werde ich hier ein Beispiel anführen: Da dieses 's' am Ende nicht gesprochen wird, wird das Wort café im Singular als /ka'fés/ interpretiert, manchmal sogar im Singular [ka'fés] gesprochen, da die Sprecher analog zu den Worten mes, vez, maíz etc. ein /s/ am Wortende vermuten. Der Plural dieser drei Beispielwörter endet aber auf '-ses', also bildet man den Plural von café nach ebendiesem Schema und sagt caféses. Diese Umstrukturierung betrifft in den meisten Fällen Substantive mit betontem Endvokal, jedoch greift er auch gelegentlich auf palabras llanas über: oréjases, mucháchoses. |
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