Das Vulgärlatein
Die wichtigsten Neuerungen des VL
Der Quantitätenkollaps
Das KL war unter Anderem dadurch gekennzeichnet, dass die Vokale nach ihrer Quantität unterschieden wurden, d. h. es war wichtig, ob ein Vokal lang oder kurz ausgesprochen wurde. Dieses System wurde im VL durch das System der Qualität ersetzt, d. h. ab jetzt richtete man das Augenmerk darauf, ob die Vokale offen oder geschlossen ausgesprochen wurden. Dieser Wandel von Quantität zu Qualität nennt man Quantitätenkollaps.
Beweisen lässt sich dieser Quantitätenkollaps, indem man die Entwicklung eines Wortes in den verschiedenen romanischen Sprachen betrachtet. Aufgrund der Tatsache, dass das klassisch-lateinische
bibo (ich trinke)
im Italienischen zu
bevo
und im Spanischen zu
bebo
wurde, erkennt man, dass es im KL ein kurzes i und im VL ein geschlossenes e besessen haben muss, da es sich lautgerecht entwickelt hat, wie folgende Übersicht zeigt:
Quantitätsunterschiede (lang-kurz)
Qualitätsunterschiede (offen-geschlossen)
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